Für eine Konferenz zur Umweltverantwortung von Jugendlichen lud der Service national de la Jeunesse am 05.07.2023 ins Tagungszentrum Marienthal ein. Dort präsentierten Dr. Caroline Residori und Hamid Bulut (Zentrum für Kindheits- und Jugendforschung, CCY) statistische Trends zum ökologischen Verhalten und Einstellungen von Jugendlichen, auf Grundlage von aktuellen Daten aus dem Youth Survey Luxembourg (YSL) 2021, sowie der ergänzenden Umfrage Young People and COVID-19 (YAC) 2021, die auch Fragen zu ökologischen Einstellungen einschließt. In einer anschließenden Diskussionsrunde gab Dr. Caroline Residori Impulse dafür, welche Form der Projektarbeit Jugendliche in ihrer Umweltverantwortung (Éco-Responsabilitéit) unterstützen kann.
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Jugendliche in Luxemburg haben Angst ums Klima
Umweltverschmutzung und Klimawandel – diese Themen machen Jugendlichen Angst. Der Youth Survey Luxembourg belegt für das Jahr 2021, dass jeweils ca. 70% der 12- bis 29-jährigen Befragten vor diesen beiden gesellschaftlichen Herausforderungen Angst hat. Umweltverschmutzung und Klimawandel tauchen schon seit 2019 jedes Jahr in den obersten 3 Plätzen der größten Ängste junger Menschen in Luxemburg ein – zusammen mit der Angst vor dem Erleiden einer schweren Krankheit.
Umweltverantwortung (auch ökologische Verantwortung genannt) – das bedeutet, aufgrund der aktuellen Belastung der Umwelt (Umweltverschmutzung, Klimawandel und Ressourcenknappheit) für die Erhaltung der Umwelt einzutreten, und sich für einen nachhaltigen Umgang mit ihren Ressourcen einzusetzen. Alle gesellschaftlichen Akteure tragen ökologische Verantwortung und können sich ökologisch verhalten. Die Wissenschaft ist sich allerdings einig, dass Individuen dazu ein entsprechendes Umweltwissen brauchen. Dieses sollte einhergehen mit passenden Umwelteinstellungen und einem Umweltverhalten.
Diskrepanzen in den ökologischen Einstellungen und im Verhalten von Jugendlichen
Umwelt- oder ökologische Einstellungen lassen sich unterschiedlich einteilen. Die Wissenschaft unterscheidet drei große Dimensionen der Umwelteinstellungen: Wissen, dass die Umwelt im Klimawandel leidet (kognitive Dimension), sich von der Beeinträchtigung der Natur betroffen fühlen (affektive Dimension), und Wollen, dass etwas dagegen unternommen wird (konative Dimension). Wer welche Einstellung zur Umwelt hat? Das beeinflussen vor allem demografische Merkmale, soziale Einflüsse, aber auch Medien und Information, sowie politische Rahmenbedingungen.
Die aktuellen Daten des Youth Survey Luxembourg (2021) belegen, dass die Jugendlichen in Luxemburg sich zwar vielfach sehr betroffen vom Klimawandel fühlen. Allerdings bleiben Wissensstand und Handlungswilligkeit hinter dieser Dimension der Umwelteinstellung noch zurück: Die kognitive (wissen) und konative (wollen) Dimension von ökologischen Einstellungen sind also weniger ausgeprägt als die affektive (betroffen fühlen) Dimension.
Jugendliche in Luxemburg fühlen sich deutlich vom Klimawandel betroffen. In ihren Trends zum ökologischen Verhalten zeigte sich allerdings eine Diskrepanz zu den ökologischen Einstellungen. Verglichen mit ihren Einstellungen, gaben Jugendliche deutlich seltener an, dass sie sich auch wirklich ökologisch verhielten: zum Beispiel etwa bei den Hauptmahlzeiten kein Fleisch zu verzehren, oder im Supermarkt eher Bioprodukte zu kaufen.
Umweltverantwortung: Impulse für den Jugendsektor
Wer das ökologische Verhalten der Jugendlichen bewerten will, sollte allerdings beachten, dass es schwierig ist alle Jugendlichen über einen Kamm zu scheren: ihr Umweltverhalten ist nicht homogen und Einflussfaktoren ändern sich von Verhalten zu Verhalten. Während der Konferenz „Eco-Responsabilitéit an d’Bedeitung fir de Jugendsecteur“ machten Dr. Caroline Residori und Hamid Bulut deutlich, dass der Klimawandel und seine Folgen globale Herausforderungen darstellen, die das Bewusstsein und die Emotionen vieler Jugendlicher prägen:
Viele Jugendliche sind sich der Bedeutung des Klimawandels bewusst und engagieren sich für den Umweltschutz.
Unabdingbar sind aber die aktive Förderung und die Gestaltung von strukturellen Rahmenbedingungen, die ökologisch nachhaltige Verhaltens- und Lebensweisen erleichtern, um das Umweltbewusstsein vieler Jugendlicher zu adressieren, und um fatalistischer Resignation entgegenzuwirken sowie ökologische Lebensweisen zu unterstützen“, so die Forschenden des Zentrums für Kindheits- und Jugendforschung an der Universität Luxemburg.